Optimale Währungsräume in der deutschen Geschichte. Der britische Museumsdirektor Neil MacGregor im Interview

Vor zwei Jahren haben Sie sich aus dem British Museum mit einer großen Ausstellung +über Deutschland verabschiedet – seine Geschichte, Mentalität und Alltagskultur. Haben Sie als Gründungsintendant etwas über die Deutschen gelernt, das Sie vorher nicht wussten?

Am Anfang der Ausstellung gab es eine Deutschland-Karte, auf der die zweihundert verschiedenen Währungen zu sehen waren, die im Heiligen Römischen Reich im Umlauf waren. Diese föderale Tradition hat sich erhalten. Die Macht ist in Deutschland anders verteilt als in jedem anderen europäischen Land. Das Föderale ist keine Erfindung der alliierten Sieger von 1945, es steckt in der DNA der Deutschen. Das wusste ich. Jetzt habe ich es erlebt. Dabei habe ich den einzigartigen deutschen Begriff der ‚Konsenspflicht‘ kennengelernt – eine Idee, die nirgendwo anders in Europa hätte erfunden werden können. Sie bedeutet endlose Verhandlungen. Aber am Ende hat jeder teil an dem, was herauskommt.

Aus: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 6. März 2018

 

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Europa und die Quantencomputer. Der Physiker Rainer Blatt

Die amerikanischen und asiatischen Unternehmen investieren große Summen in die Entwicklung von Quantencomputern und anderer Quantentechnologien. Der chinesische Technologieriese Alibaba allein zwei Milliarden. Befürchten Sie nicht, dass Europa hier längst den Anschluss an die weltspitze verloren hat?

Noch nicht. Wir sind aber auf dem besten Weg dahin. Ein Grund ist, dass man sich in Europa furchtbar langsam bewegt. Alle auf europäischer Ebene getroffenen Entscheidungen müssen mit den Ländern, die an einem Projekt beteiligt sind, abgestimmt werden. Jedes Mitglied verfolgt dabei seine eigenen Interessen. Die Gründung von Start-up-Firmen wird nicht wirklich gefördert. Die Staaten, die Unternehmen und die Banken sind äußerst konservativ, was Investitionen in die Quantentechnologien betrifft. In Europa gibt es derzeit kein Unternehmen, das den Bau eines Quantencomputers in so großem Umfang fördern könnte, wie es die großen IT-Firmen in Amerika tun. Dabei sind all diese Technologien in Europa entstanden. Aus Europa kommen immer noch 50 Prozent der wichtigsten Publikationen auf diesem Gebiet.

(Frankfurter Allgemeine Zeitung, 28. März 2018)

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Der Spiegel (24.03.2018) zur Personal­entscheidung des neuen Finanzministers, eine Goldman-Sachs-Manager zum Staatssekretär zu machen

 

Dringlicher bräuchten Scholz und sein Ministerium einen Staatssekretär, der sich in Brüssel auskennt, die Feinheiten der Eurorettungspolitik beherrscht und Ideen entwickeln kann, wie die gemeinsame Währung auf ein stabileres Fundament gestellt werden könnte – kurzum: einen Vertreter  aus dem administrativen Komplex von Ministerien, EU-Kommission oder Europäischem Rat.

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