Europa und die Quantencomputer. Der Physiker Rainer Blatt

Die amerikanischen und asiatischen Unternehmen investieren große Summen in die Entwicklung von Quantencomputern und anderer Quantentechnologien. Der chinesische Technologieriese Alibaba allein zwei Milliarden. Befürchten Sie nicht, dass Europa hier längst den Anschluss an die weltspitze verloren hat?

Noch nicht. Wir sind aber auf dem besten Weg dahin. Ein Grund ist, dass man sich in Europa furchtbar langsam bewegt. Alle auf europäischer Ebene getroffenen Entscheidungen müssen mit den Ländern, die an einem Projekt beteiligt sind, abgestimmt werden. Jedes Mitglied verfolgt dabei seine eigenen Interessen. Die Gründung von Start-up-Firmen wird nicht wirklich gefördert. Die Staaten, die Unternehmen und die Banken sind äußerst konservativ, was Investitionen in die Quantentechnologien betrifft. In Europa gibt es derzeit kein Unternehmen, das den Bau eines Quantencomputers in so großem Umfang fördern könnte, wie es die großen IT-Firmen in Amerika tun. Dabei sind all diese Technologien in Europa entstanden. Aus Europa kommen immer noch 50 Prozent der wichtigsten Publikationen auf diesem Gebiet.

(Frankfurter Allgemeine Zeitung, 28. März 2018)

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