Optimale Währungsräume in der deutschen Geschichte. Der britische Museumsdirektor Neil MacGregor im Interview

Vor zwei Jahren haben Sie sich aus dem British Museum mit einer großen Ausstellung +über Deutschland verabschiedet – seine Geschichte, Mentalität und Alltagskultur. Haben Sie als Gründungsintendant etwas über die Deutschen gelernt, das Sie vorher nicht wussten?

Am Anfang der Ausstellung gab es eine Deutschland-Karte, auf der die zweihundert verschiedenen Währungen zu sehen waren, die im Heiligen Römischen Reich im Umlauf waren. Diese föderale Tradition hat sich erhalten. Die Macht ist in Deutschland anders verteilt als in jedem anderen europäischen Land. Das Föderale ist keine Erfindung der alliierten Sieger von 1945, es steckt in der DNA der Deutschen. Das wusste ich. Jetzt habe ich es erlebt. Dabei habe ich den einzigartigen deutschen Begriff der ‚Konsenspflicht‘ kennengelernt – eine Idee, die nirgendwo anders in Europa hätte erfunden werden können. Sie bedeutet endlose Verhandlungen. Aber am Ende hat jeder teil an dem, was herauskommt.

Aus: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 6. März 2018

 

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