Des neuen Finanzministers Gedanken zu dem Begriff „Transferunion“

Der neu schlaue Finanzminister zum Thema Transferunion im FAS-Interview (15.04.2018):

Von einer Transferunion halte ich gar nichts, und ich kenne auch niemanden, der sie vorantreibt. Das ist eine Schimäre. Natürlich zahlt Deutschland im Saldo mehr an die EU, als es zurückbekommt. Das ist auch in Ordnung, weil wir von der Europäischen Union sehr profitieren. Das ist aber keine Transferunion.

Das ist mindestens genau so schlau wie die dumpfnationalistischen Warnungen und Prophezeiungen der marktradikalen Nationalisten, dass bei der Reform der Eurozone nur keine neue Transferunion entstehen dürfe.

Zur Versachlichung folgt diese Übersicht:

Screenshot (6)

Bleibt die Frage, wenn das, was die Grafik abbildet, kein Transfer ist, was ist dann ein Transfer?

Die EU nennt diese Gegenüberstellung von Nettozahlern und Nettoempfängern „buchhalterisch“, weil darin ein nationalistisch-kleinkariertes Verständnis von Mitgliedschaft in der Europäischen Union zum Ausdruck kommt.

Zum Vergleich und zur Relativierung noch eine Zahl: 2015 hat Deutschland gegenüber der Europäischen Union einen Handelsbilanzüberschuss von 72,3 Milliarden Euro erzielt. Wohlgemerkt der Transfer betrug für dieses Jahr nicht ganz 15 Milliarden Euro, also etwa ein Fünftel des Überschusses. Das meint der schlaue Finanzminister mit „zurückbekommen“, was wiederum kein Transfer ist, aber doch ein geldwerter Vorteil für Deutschland. Wie wäre es, wenn Deutschland seine gesamten Überschüsse in die EU recycelt?